Ein Ehegatte kann anlässlich einer Scheidung die Überlassung der Ehewohnung an sich beantragen (§ 1568a BGB), obwohl die Eheleute sich einig über die Nutzung der Ehewohnung sind, aber der andere Ehegatte an der Entlassung aus dem Mietvertrag nicht mitwirkt. Einem solchen Ehewohnungszuweisungsantrag fehlt es in diesem Fall nicht am Rechtsschutzbedürfnis. Dies hat das Oberlandesgericht Hamburg entschieden.
Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Anlässlich einer Scheidung beantragte die Ehefrau im April 2020 beim Amtsgericht Hamburg die Überlassung der Ehewohnung an sich. Zwar war der Ehemann im Grundsatz damit einverstanden, dass die Ehefrau in der Ehewohnung verbleiben darf. Er wirkte aber nicht daran mit, aus dem Mietvertrag entlassen zu werden, obwohl der Vermieter genau dies angeboten hatte.
Amtsgericht gab Ehewohnungszuweisungsantrag statt
Das Amtsgericht Hamburg gab dem Antrag der Ehefrau auf Ehewohnungszuweisung statt. Dagegen richtete sich die Beschwerde des Ehemanns. Er meinte, der Antrag sei bereits unzulässig, da es kein Streit über die Nutzung der Wohnung gebe.
Oberlandesgericht bejaht Zulässigkeit der Antrags auf Ehewohnungszuweisung
Das Oberlandesgericht Hamburg bestätigte die Entscheidung des Amtsgerichts. Der Antrag auf Ehewohnungszuweisung nach § 1568a BGB sei nicht wegen fehlendem Rechtsschutzbedürfnisses unzulässig. Zwar seien sich die Eheleute prinzipiell einig, dass die Ehefrau die Wohnung allein nutzt. Der Ehemann habe jedoch an seiner Entlassung aus dem Mietvertrag nicht ausreichend mitgewirkt. Die Vorschrift des § 1568a BGB ziele aber auf eine endgültige Regelung der Rechtsverhältnisse der Ehewohnung um ein die Wohnung betreffendes Mietverhältnis der tatsächlichen Nutzung anzupassen.
- Eine weitere Entscheidung zu diesem Thema:
- Ehepartner kann Mitwirkung an Mietvertragsentlassung schon vor der Scheidung verlangen ( Oberlandesgericht HammBeschluss[Aktenzeichen: 12 UF 170/15] )
- Anspruch auf Zuweisung der Ehewohnung besteht nur innerhalb eines Jahres nach Rechtskraft der Scheidung ( Oberlandesgericht BambergBeschluss[Aktenzeichen: 2 UF 154/16] )
- Vorinstanz:
- Amtsgericht HamburgBeschluss[Aktenzeichen: 414 F 134/20]
Angaben zum Gericht:
- Gericht:Oberlandesgericht Hamburg
- Entscheidungsart:Beschluss
- Datum:03.12.2020
- Aktenzeichen:12 UF 131/20